Ev. Kapelle

In unseres Dorfes Mitte ein schlichtes Kirchlein steht:
„Herr höre unsre Bitte
im Lobpreis und Gebet!“

So dichtete einst Pfarrer Ernst von der Heide über die kleine Anzhäuser Kapelle. Ihre Giebelseite besteht aus einer ca. 1m dicken Bruchsteinmauer, alle anderen Außenwände sind verputztes Fachwerk.

Chronik & Geschichte

1530

Im Schatzungsregister wird erstmalig eine dem Hl. Antonius geweihte Kapelle zu Anzhausen erwähnt.
Man vermutet, dass die Kapelle tatsächlich aber viel älter ist!
Wäre sie erst zu Zeiten der Reformation (um 1517) neu erbaut worden, hätte man ihr niemals den Namen eines Heiligen gegeben. Die Geschichte zeigt, dass die alte Kapelle und der Ort Anzhausen (erstmalige schriftliche Erwähnung des Dorfes 1311) eng zusammen gehören. Die Ansiedlung Anzhausen lag am Fahrweg von Siegen nach Marburg. So war sicher schon in früherer Zeit der Ort Anzhausen und seine Kapelle von Bedeutung.

Vieles hat die Kapelle im Laufe der Jahrhunderte erlebt; die Zeit der Reformation (1531 durch Wilhelm den Reichen im Siegerland) und ebenso die Wirren der Gegenreformation (1526 durch Johann den Jüngeren). Auch den 30-jährigen Krieg und seine Schrecken. In Anzhausen starben damals rund 5% der Bevölkerung an der Pest.

1632

Am 13.8. geht der Aufruf an die Bevölkerung, die an der Pest Verstorbenen nicht mehr auf dem Friedhof, sondern an einem besonderen Ort (an der Antonius Kapelle) zu beerdigen.
Beim Wegeausbau im Jahre 1912 muss der Wasserlauf der Bösselbach näher an die Kapelle verlegt werden. Die Arbeiter stoßen auf zum Teil noch gut erhaltene Särge, was auf eisenhaltiges Wasser schließen lässt.

1651

Der Westfälische Friede beendet den 30-jährigen Krieg. Von da an werden viele Kapellen, auch die Unsere, simultan, also von beiden Konfessionen benutzt. Dies führt im Dorf nicht selten zu Reibereien, Zank und Unfrieden.

1725

Die Kapelle wird unter Mitwirkung beider Konfessionen neu gebaut. Von der alten Kapelle bleibt lediglich die steinerne Giebelwand erhalten.

1763

Am 19. Januar zerstört ein Großbrand ca. 50 Häuser. Inwieweit die Kapelle betroffen ist, bleibt unklar.

1846

Die politische Gemeinde Netphen wird Eigentümerin der Kapelle. Nach wie vor wird sie von katholischen und evangelischen Christen benutzt.

1954

Die katholische Gemeinde zieht in ihr neu erbautes Gotteshaus (heute Antoniusstraße).

1955

Die Kapelle gilt als nahezu abbruchreif. Die Kirchengemeinde Rödgen kauft die Kapelle für 1200 DM von der Gemeinde Netphen. Engagierte Gemeindeglieder renovieren die Kapelle 9 Monate lang, sodass sie am 24. Juni 1956 schließlich festlich eingeweiht werden konnte.

Gottesdienste und Termine

Die Kapelle gehört zur Ev.-Ref. Kirchengemeinde Rödgen-Wilnsdorf. Heute finden hier monatlich Gottesdienste statt, über die man sich hier informieren kann. Die Gemeindebriefe der Kirchengemeinde kann man hier finden, dort sind auch weitere Informationen zum Gemeindeleben veröffentlicht.

Lage und Anschrift

Die Anschrift der Kapelle lautet Wahbach 1, 57234 Wilnsdorf.

Auch der „Jakobsweg“ führt an der kleinen Kapelle vorbei. Im Pilgerbuch ist sie als Antoniuskapelle erwähnt und kann auf Anfrage besichtigt werden.